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Die Anfänge von Offene Häuser reichen bis in die achtziger Jahre zurück, in eine Zeit, als in Ostdeutschland Baumaterialien nahezu jeder Art Mangelware waren. Insofern war die Wiederverwendung gebrauchter Materialien anfangs allein dem Mangel geschuldet. Bald jedoch kamen auch andere Komponenten hinzu, denkmalpflegerische ebenso wie bautechnische, bauphysikalische und ökologische.

Nimmt man das denkmalpflegerische Credo des Erhalts der Originalsubstanz – und nicht nur der (pseudo)historischen Ansicht eines Gebäudes – ernst, so umfasst dies eben auch den Erhalt von austauschbaren Bauteilen wie Dachdeckungsmaterialien, Mauerziegeln, Dielenfußböden etc., erst recht den von gestalteten Bauteilen wie Türen und Festern – denn ein Baudenkmal hat keine Bauteile erster und solche zweiter oder dritter Klasse.

Daß dieser denkmaltheoretisch gut fundierte Ansatz landauf landab nur selten beherzigt wird, mindert nicht seine Richtigkeit und hat andere, insbesondere ökonomische Gründe. In einer Zeit, in der auf alles und jedes Gewährleistung zu geben erwartet wird, kann ein Handwerker sekundär verwendetes historisches Material nicht einsetzen, ohne selbst ein kaum kalkulierbares Risiko einzugehen, denn er kann den Produzenten des zweihundert Jahre alten Dachziegels ja seinerseits nicht zur Gewährleistung heranziehen. In einer Zeit, in der Aufträge zunehmend nicht mehr vom ortsansässigen Handwerker ausgeführt, sonder überregional oder gar europaweit ausgeschrieben werden, kann der Dachdecker eben nicht so einfach die bei der Umdeckung mit gebrauchten Ziegeln im ersten Folgewinter kaum auszuschließenden schadhaften Ziegel austauschen. In einer Zeit, in der Personalkosten im Vergleich zu den Materialkosten den deutlich höheren Kostenfaktor handwerklicher Tätigkeit darstellen, stellt der bei der Verwendung nicht genormter Materialien unvermeidbar höhere Zeitaufwand ein Problem dar. Nicht zufällig finden sich die besten Beispiele konsequenten Wiedereinsatzes historischer Baumaterialien zumeist an liebevoll in privater Initiative instandgesetzten Baudenkmalen.


Offene Häuser setzt bei der Instandsetzung von historischen Gebäuden, wenn es irgendwie möglich ist, geborgene Materialien ein.

Bei der Reparatur von Dachstühlen hat dies neben dem optischen Vorzug, dass nämlich maschinengesägtes Holz nicht im Verbund mit handgesägtem oder behauenem Holz verbaut wird, auch noch einen technischen Vorteil – das Holz ist abgelagert und schwindet nicht mehr. Bei der Reparatur von Mauerwerk ist es analog – so können Ziegel oder Bruchsteine zum Einsatz kommen, die den vorhandenen im Idealfall optisch und bezüglich ihrer Eigenschaften gleichen oder diesen zumindest nahe kommen. Selbst bei der Wiederverwendung von Dachdeckungsmaterialien kann es bautechnische Vorteile geben – ist doch beispielsweise ein historischer Biberschwanzziegel deutlich stärker als ein neuer industriell gefertigter und damit langlebiger und weniger windanfällig.

Historische Dachdeckungsmaterialien sind für den Außenstehenden wohl die sichtbarsten Beispiele der Wiederverwendung historischer Baumaterialien durch Offene Häuser. So wurde das Dach der romanischen Doppelkapelle auf Burg Lohra mit von verschiedenen Gebäuden der Region geborgenen Hohlpfannen gedeckt. Das Dach des von Offene Häuser instandgesetzten Pfarrhauses zu Parum in Mecklenburg wurde seinerseits mit historischen Biberschwanzziegeln der Heilig-Geist-Kapelle in Güstrow gedeckt, die sonst ebenfalls auf der Deponie gelandet wären.


Offene Häuser hat über Jahre historische Baumaterialien geborgen, teilweise eher zufällig-sporadisch, teilweise recht systematisch wie im Zuge des Abrisses eines Dorfes wegen des Braunkohlebergbaues. Dabei stand die Bergung zur Wiederverwendung im Rahmen der selbst durchgeführten Instandsetzungen im Vordergrund, für Bergungen größeren Maßstabes fehlten und fehlen Offene Häuser die personellen und technischen Kapazitäten.

In den Jahren 2012 / 2013 sollen die bislang noch dezentralen Lagerbestände in Thüringen, Sachsen-Anhalt und Sachsen größtenteils auf Burg Lohra zusammengefasst werden, um in begrenztem Rahmen auch Anfragen anderer Interessenten nachkommen zu können. Möglicherweise wird mittelfristig ein ähnlicher Lagerplatz in Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern hinzukommen.


Offene Häuser ist für alle Angebote von Spenden historischen Baumaterials dankbar, Restposten von Baumaterialien aus heutiger Zeit sind ebenfalls willkommen. Ob Offene Häuser die angebotenen Materialien selbst ausbauen oder lediglich abholen kann oder aber das Angebot ablehnen muß, hängt von der Art des Materials, der Region, dem verfügbaren Zeitrahmen, Transportkapazitäten und anderen Rahmenbedingungen ab und muß von Fall zu Fall entschieden werden.



Vielfalt geborgener Dachdeckungsmaterialien

Histiorische Biberschwänze mit Prägestempel der Ziegelei

Originales Biberschwanzdach - strukturell und farblich lebendig

Deckung mit originalen Pfannen - reiche Unterschiede in Grobstruktur, Binnenstruktur und Farbigkeit

Burg Lohra, Doppelkapelle - neue Dachdeckung mit geborgenen Pfannen
 







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