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Eickelberg ist ein kleiner Ort im oberen Warnowtal, einem entlegenen Landstrich, der seine reichhaltige Geschichte dem Betrachter erst auf den zweiten Blick preisgibt. Die Gegend gehört zu den am dünnsten besiedelten Gebieten Deutschlands, die Zeit scheint stehengeblieben zu sein. So mag man kaum glauben, daß diese Region über Jahrhunderte mecklenburgische Landesgeschichte wesentlich bestimmt hat.

Bützow, zwanzig Kilometer warnowabwärts, war seit 1239 weltlicher Sitz der Schweriner Bischöfe und Zentrum des Bützower Stiftslandes, das im 14. und 15. Jahrhundert zu den entwickeltsten Gebieten des Landes gehörte. Sternberg, acht Kilometer von Eickelberg gelegen, war Residenz der mecklenburgischen Landesherren und seit 1492 bedeutende Wallfahrtsstätte. Ab 1572 erlangte es neue Bedeutung als regelmäßige Stätte des Mecklenburgischen Landtages. Dieser hatte vorher an verschiedenen Orten getagt, unter anderem an der sechs Kilometer von Eickelberg entfernten Sagsdorfer Brücke, wo er im Jahre 1549 die Reformation annahm.

Das Kirchspiel Ekelenbergh wird 1287 zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Die Kirche dürfte ins 14. Jahrhundert zu datieren sein und nimmt im Vergleich mit anderen Dorfkirchen hinsichtlich Größe und Gestalt eine Sonderstellung ein. Bemerkenswert sind die anhand der Strebepfeiler nachweisbaren ursprünglich geplanten Gewölbe und die Verwendung von glasierten Ziegeln. Von besonderer kunsthistorischer Bedeutung sind zudem wertvolle Ausstattungsstücke: eine Granitfünte aus der Zeit um 1200 – wohl das älteste Kunstwerk der Region –, zwei Renaissance-Grabplatten von 1588 sowie ein Epitaph von 1599. Im Jahre 1902 wurde der Innenraum tiefgreifend umgestaltet.

Bedingt durch den Bevölkerungsrückgang sowie durch Änderungen der kirchlichen und politischen Verhältnisse verlor die Kirche seit den fünfziger Jahren ihre angestammte Bedeutung und verfiel zusehends. Während des über zwanzigjährigen Leerstandes wurden alle beweglichen Ausstattungsstücke entwendet. Die südliche Vorhalle und die Sakristei wurden abgerissen, um Baumaterial für die Reparatur anderer Kirchen zu gewinnen.

Offene Häuser wurde 1997 auf das stark gefährdete Gebäude aufmerksam und initiierte seine Rettung. Nach der aufwendigen Instandsetzung des historischen Dachstuhls konnte das Dach wieder mit geborgenen Biberschwanzziegeln gedeckt werden. An den Arbeiten, die von den Nachfahren der ehemaligen Patrone, der Familie von Lützow, inhaltlich und finanziell unterstützt und von Benefizkonzerten begleitet wurden, beteiligten sich Dutzende Freiwillige aus mehreren europäischen Ländern.

Seither wird die Kirche zu Eickelberg wieder für Gottesdienste genutzt, bietet Raum für Konzerte und Ausstellungen und steht als Wegekapelle offen.
 







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