Ein solches Gebiet ist die Westliche Hainleite, der Höhenzug, auf dem Burg Lohra gelegen ist. Die Flächen wurden bereits im Dritten Reich und später von den sowjetischen Truppen militärisch genutzt. Von 1964 bis 1990 diente das Gelände als Übungsplatz für die Grenztruppen der Nationalen Volksarmee. Aus Naturschutzsicht liegt die besondere Bedeutung der Westlichen Hainleite in den großen Waldlebensräumen. Dazu zählen ausgedehnte Rotbuchenwälder, orchideenhaltige Steilhangbuchenwälder mit natürlichen Felsbildungen, fragmentarische Ahorn-Eschen-Schattenhangwälder sowie ein pionierartiger Hainbuchenwald.
Besonders auf den Hangflächen im Norden des Gebietes – direkt neben der Burganlage –, in den Schluchten der Kerbtäler und im Umfeld der ehemaligen Schießplätze ist der Wald nur selten oder gar nicht genutzt worden. Hier findet man ungestörte Waldbestände mit einem großen Reichtum an Alt- und Totholz. Sie sind der Lebensraum für Spechte, die dort sowohl viele holzbohrende Insekten als auch genügend morsches Holz zum Höhlenbau vorfinden. Dort, wo alte Buchen bestandsbildend sind, baut der Schwarzspecht seine Bruthöhlen, in denen sich auch Hohltauben wohlfühlen. Im gutbesonnten Totholz finden sich zahlreiche Käfer, die andernorts in übernutzten Wirtschaftswäldern keinen Platz zum Überleben finden.
Wertvoll sind auch die Waldrand- und Offenland-Biotope, deren Erhaltung jedoch arbeitsintensive Pflege erfordert. Die lückig bewachsenen offenen Bereiche und die verschiedenen Sukzessionsstadien sind ein Eldorado für Schmetterlinge und ziehen zahlreiche weitere, insbesondere wärmeliebende Arten an. Hier sind Neuntöter und Raubwürger zu Hause. Die beiden Singvögel jagen von Heckenspitzen aus große Insekten, Mäuse und Eidechsen.
Im Jahr 2005 beschloß die Bundesregierung, zusätzlich zu den 200.000 Hektar Nationalparkflächen in Deutschland bis zu 125.000 Hektar als Flächen auszuweisen, die als „Nationales Naturerbe“ für künftige Generationen erhalten werden sollen. Die Westliche Hainleite ist Teil dieses „Nationalen Naturerbes“.
Um die Naturerbeflächen dauerhaft zu sichern, sollen für einzelne Flächen Paten gewonnen werden – Umweltgruppen, Naturschutzverbände, Heimatvereine, Hochschulen oder bereits vor Ort aktive Gruppen.
Da Offene Häuser Burg Lohra stets in Wechselwirkung mit der sie umgebenden Natur gesehen hatte und das Naturerbegebiet das Burgareal von drei Seiten umschließt, war es selbstverständlich, daß sich der Verein bereiterklärte, die Patenschaft für die 1.200 Hektar große Fläche „Westliche Hainleite“ zu übernehmen, für die damit als eine der ersten Flächen des „Nationalen Naturerbes“ ein Pate gefunden werden konnte.
Offene Häuser wird künftig im Rahmen internationaler Workcamps die aufwendige Pflege eines Teils der wertvollen Offenbiotope durchführen. Zudem wird Offene Häuser auf Burg Lohra mittelfristig ein Gebäude ausbauen, in dem sich Besucher, Gästegruppen und die Teilnehmer der von Offene Häuser organisierten Projekte über das „Nationale Naturerbe“, aber auch über das direkt benachbarte Naturschutzgebiet sowie das die Burg umgebende Europäische Schutzgebiet nach der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie informieren können.