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Der Arbeit von Offene Häuser liegt ein in einem sehr grundsätzlichen Sinne nachhaltiger Ansatz zugrunde, der die vorhandene Natur, die uns von anderen Generationen ererbte Baukultur und heutiges Engagement miteinander möglichst gleichberechtigt in Beziehung setzen möchte.

Das impliziert auch, die vorhandene Natur und die vergegenständlichte Baukultur – ganz gleich, ob sie formal unter Schutz stehen oder nicht – auch dort als etwas Gegebenes und Bewahrenswertes zu akzeptieren, wo sie unseren heutigen nutzerischen Belangen auf den ersten Blick im Weg zu sein scheinen – den Baum, der das Haus verschattet, die Raumfolge, die eine bestimmte Nutzung erschwert, die Türöffnung, bei der man sich bücken muß, das verbaute Material, das heutigen Gewährleistungsanforderungen nur bedingt genügt.

Insofern war der Ansatz der Materialgerechtigkeit – also der Anspruch, Bauteile möglichst unter Verwendung der vorgefundenen Materialien instandzusetzen – der eigentliche Ausgangspunkt, durch den Offene Häuser zuerst mit ökologischen Bautechniken in Berührung kam, sind doch Materialien des vorindustriellen Zeitalters in der Regel per se ökologisch.

Zum zweiten ergibt sich auch aus einem konsequent verstandenen denkmaltheoretischen und denkmalpflegerischen Ansatz, dass nämlich das Ziel der denkmalpflegerischen Arbeit nicht die Erhaltung der äußerlichen Erscheinung eines Gebäudes, sondern der Erhalt seiner originalen Substanz ist, eine Beschäftigung mit historischen, somit ökologischen, Bautechniken, folgt doch daraus der Erhalt der intakten Bereiche eines teilweise geschädigten Bauteils und somit, oft schon aus praktisch-technischen Gründen, die Ergänzung des fehlenden Teils in demselben Material.

Schließlich ist die Arbeitsweise von Offene Häuser – mit begrenztem finanziellem Budget möglichst viele Menschen in die Arbeiten einzubinden – geradezu prädestiniert für historische und damit ökologische Bautechniken, sind diese doch gekennzeichnet durch einen hohen Anteil an Arbeitskraft und einen vergleichsweise geringen bzw. preiswerten Materialeinsatz.

Aus all diesen Gründen beschäftigt sich Offene Häuser seit Jahren in zunehmendem Maße mit ökologischen Bautechniken.


Für Außenstehende fällt dabei wohl am stärksten der Lehmbau ins Auge. Im Laufe der Jahre hat Offene Häuser an verschiedenen Baudenkmalen Lehmbautechniken erprobt, eingesetzt und teilweise im Rahmen von Kursen an Interessierte weitergegeben. Dabei reicht die Palette von historischer Lehmwickeltechnik über die Fertigung und Verarbeitung von Lehmsteinen und den Stampflehmbau bis zu unterschiedlichen Arten von Lehmputzen und Fußböden aus poliertem Lehm.

Das bekannteste Bauwerk ist die Kapelle der Versöhnung in Berlin, die als erster öffentlicher Stampflehmbau in Deutschland seit über einhundertfünfzig Jahren und als erster deutscher Kirchenbau aus tragendem Stampflehm Architekturgeschichte geschrieben hat. Die Kapelle 1999 / 2000 wurde unter Leitung des österreichischen Lehmbauers Martin Rauch errichtet, wobei ihn Freiwillige von Open Houses aus vierzehn Ländern maßgeblich unterstützten. Der erdfeuchte Lehm wurde in jeweils dreißig Zentimeter starken Schichten zwischen eine Schalung eingebracht und dann auf etwa acht Zentimeter verdichtet.

Neben dem Lehmbau wendet Offene Häuser auch in anderen Gewerken ökologische Techniken an, sei es beim biologischen Holzschutz, beim Einsatz von Naturfarben oder bei Mauerwerkstechniken mit Mörteln nach traditioneller Rezeptur.

Darüber hinaus spielen ökologische Aspekte auch bei der Planung der Gebäude – und dabei über die an anderer Stelle beschrieben nachhaltige Betreibung derselben hinausgehend – eine Rolle, sei es, wenn Offene Häuser auf Burg Lohra mehrere Keller sperrt, um Nistplätze für Fledermäuse nicht zu gefährden, sei es, wenn bei Dachstuhlsanierungen Einflugsmöglichkeiten für Eulen geschaffen werden, oder wenn Mauerwerksritzen bewusst nicht verschlossen werden, um Vögeln Nistmöglichkeiten zu bieten.


Dennoch hat Offene Häuser das Gefühl, bei all dem noch sehr am Anfang zu stehen – sei es, weil manche Fragen im Spannungsfeld zwischen baurechtlichen Vorschriften, denkmalpflegerischem Ansatz und Umweltbewußtsein sehr komplex und somit nicht eindeutig zu beantworten sind, sei es, weil bei der Abwägung zwischen Haltbarkeit und Natürlichkeit manchmal eben doch der Pragmatismus siegt, sei es, weil uns über viele Dinge einfach das Wissen fehlt.

Insofern freuen wir uns sehr über all jene, die in diese Richtung mitdenken und mittun wollen.




Unterschiedlicher Aufbau von Lehmwänden

Oberflächengestaltung in Lehmtechniken

Raum mit Lehmputzen auf Burg Lohra

Farbige Lehmputze

Lehmbauworkshop für Kinder
 







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