Insofern ist eine generelle ökologisch-nachhaltige Ausrichtung der Gebäude für Offene Häuser selbstverständlich, diese ist jedoch kein Selbstzweck, der unabhängig von anderen Rahmenbedingungen um jeden Preis verwirklicht werden soll. Insbesondere ist es nicht in jedem Falle ökologisch sinnvoll oder technisch möglich, weniger ökologische Anlagen zu ersetzen, bevor sie ihr natürliches Alter erreicht haben – zumindest sollte der ökologische Fußabdruck, der zur Herstellung und Installation einer solchen Anlage notwendig war, bei derlei Betrachtungen nicht außer Acht gelassen werden.
So erklärt es sich, dass die Herberge in Rathewalde noch mit Erdgas beheizt wird, und dass die Holzheizung des Gutshauses in Klein Dammerow mit einer Ölheizung für den Nachbetrieb kombiniert ist. Dadurch, dass wir den Gästen dort den Ölverbrauch – im Unterschied zum Holz, das zudem aus Bruch infolge einer Windhose in der Region stammt – in Rechnung stellen, erhoffen wir uns dennoch einen gewissen ökologisch-didaktischen Einfluß.
Auch das Festhalten an Ofenheizungen bzw. die Neuerrichtung von Lehmgrundöfen und Kachelöfen in einigen von Offene Häuser betriebenen Gebäuden ist eine sehr bewusste Entscheidung – zum einen ist die Strahlungswärme von Öfen deutlich angenehmer als die Konvektorwärme von Heizkörpern, zum zweiten ist diese Heizungsart – zumindest dort, wo sowieso bereits vorhandenes Holz verbrannt wird – klimatisch neutral, zum dritten bringt der für das Heizen notwendige manuelle Aufwand mit sich, dass beheizte Räume nicht als Selbstverständlichkeit empfunden werden.
Für gelungen halten wir die auf Burg Lohra und am Pfarrhaus in Parum praktizierten Konzepte:
Am Weißen Haus auf Burg Lohra war eine Dachsanierung unvermeidlich. In diesem Zuge installierten wir eine Photovoltaikanlage, die die komplette Dachfläche bedeckt. Die Notwendigkeit der natürlichen Belichtung der südseitig gelegenen Räume in den Dachgeschossen und die vorhandene Dachkonstruktion machten die Anfertigung von Modulen in Sondergrößen notwendig, um die Dachflächenfenster rhythmisch einbinden zu können. Der dadurch erzielte optisch stimmige Eindruck rechtfertigt aus unserer Sicht den Mehrpreis für die Sondermodule. Im Zusammenhang mit der Sanierung des Gebäudes wurden zudem eine neue, emissionsarme Holzheizung sowie auf einer benachbarten Garage eine solarthermische Anlage zur Warmwasserbereitung installiert.
Am Pfarrhaus in Parum versuchte Offene Häuser, Denkmalpflege und erneuerbare Energien, die oft als Widerspruch betrachtet werden, miteinander zu kombinieren, wofür die mikrogeographische Lage des Hauses und der schlechte Ausgangszustand von Dachkonstruktion und Dachdeckung günstige Voraussetzungen boten. Die beiden Sichtseiten – die nordwestliche Haupteingangsseite und die als Landmarke von weitem sichtbare Nordostseite – wurden mit geborgenen historischen Biberschwanzziegeln gedeckt, die beiden anderen, aufgrund der Geländeverhältnisse fast nur vom Grundstück selbst einsehbaren Seiten, mit einer Photovoltaikanlage versehen. Dieser Entscheidung waren sehr grundsätzliche Überlegungen vorausgegangen, in die ökologische, denkmalpflegerische und ökonomische Erwägungen einflossen. Mittelfristig sollen die aufgrund der rechteckigen
Modulstruktur entstandenen Restflächen des Daches mit Leermodulen ergänzt werden, so dass die trapezförmigen bzw. dreieckigen Dachflächen jeweils vollständig mit Modulen belegt sein werden.
Offene Häuser verwendet zudem an allen Gebäuden ausschließlich aus regenerativen Quellen erzeugte Elektroenergie und kombiniert dies mit Instrumentarien zur Energieeinsparung, wie Bewegungsmeldern, Zeitschaltuhren und dergleichen.
Perspektivisch sieht Offene Häuser neben der Installation emissionsarmer Heizungen und der Nutzung der Sonnenenergie durch Photovoltaik und Solarthermie einen Schwerpunkt ökologisch nachhaltiger Konzepte für die von Offene Häuser betriebenen Gebäude insbesondere in der Trennung von Trinkwasser- und Brauchwasserkreisläufen. Leider ist der eigentlich unfassbare Zustand, dass jeder Bürger in Deutschland täglich fünfzig Liter Trinkwasser bester Qualität vernichtet, um damit die Toilette zu spülen, in der öffentlichen Diskussion viel zu wenig präsent.
Die von Offene Häuser betriebenen historischen Gebäudekomplexe bieten mit ihren teilweise riesigen Dachflächen ein großes Potential für einen solchen Ansatz – allerdings gibt es neben dem erheblichen Installationsaufwand gravierende genehmigungsrechtliche Hindernisse. Obwohl wir bereits jetzt an zwei der von Offene Häuser betriebenen Gebäuden erste bauliche Voraussetzungen schaffen, um perspektivisch getrennte Wasserkreisläufe betreiben zu können, wird dieser Plan nur mittelfristig realisierbar sein. Wir freuen uns über diesbezügliche Anregungen und fachlichen Austausch.